Absturz einer Boing B-17-G
Im Rahmen des 2. Weltkriegs führte die USA diverse Luftangriffe gegen Deutschland an wobei ca. 250 Flugzeuge in der Schweiz abstürzten oder Notlanden mussten. So musste auch hier in Müswangen am 25. Februar 1945 ca. 150m nördliche des ehemaligen Schützenhauses ein Bomber B-17-G notlanden.
Jahr | Recherchen und Überlieferungen | Quelle |
1945 |
ca. 150 m nördl. des ehem. Schützenhauses. Sonntag 25.2.1945 Anflug von Süden über Sulz: Von 9 Besatzungsmitglieder überlebten deren 8. Pilot Charles R. Aplanalp von Chigago wurde am 1.3.1945 im dazumaligen amerkanischen Friedhof in Münsingen BE bestattet (später zur Heimführung exhumiert) Ortswehrchef Hans Bachmann waltete seines Amtes und bot Dr. Kellenberger auf. Dieser wiederum nimmt zur Sprach-Übersetzung Frau Bertha Bienz mit. Absturzstellen-Bewachung durch „Blaue“ Flugbenzin-Klau durch die Einheimischen, auch durch Dr. Kellenberger für sein Automobil. Leider blieb sein Auto mit diesem Flugbenzin sofort stehen. Dieses Ereignis ist bei den Einheimischen sehr präsent. Im Verborgenen wird vom Uhrendiebstahl eines Müswangers von einem Besatzungsmitglied gesprochen, was einige polizeiliche Unannehmlichkeiten auslöste. |
Bericht Clinton O. Norby
Zeitungsartikel Dr. Kellenberger und das Flugbenzin
Erzählung Uhrenklau H. Birrer von Familie |
1945 bzw. 1979 |
Flugzeugmotor des in Müswangen notgelandeten Bombers Ausgestellt im Flieger und Flab-Museum des Air Force Center in Dübendorf ZH. Neu im Militärmuseum Full-Reuental AG |
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1982 |
Besuch Co-Pilot Harald V. Gividen mit Frau am 4. Aug.1982 zur Besichtigung der Notlandestelle seines USA B-17-G Bombers am 25. Febr. 1945 ca. beginnend ca. 150 m nördl. des ehem. Schützenhauses. |
Die Informationen sind zusammengetragen und stammen Grösstenteils von warbird.ch Der Author dieses Textes unterhalb ist Hans-Heiri Stapfer
Der Bomber mit dem Kennzeichen RQ-V und dem Übernamen „Touchy Tess“ musste nach einem Einsatz über München in Müswangen eine Bruchlandung ausführen und ist in der Schweiz verschrottet worden.
Der Pilot Charles Abplanalp, ein ausgewanderter Schweizer überlebte die Notlandung nicht.
Der Bomber der 8th Air Force, 351st Bomb Group mit dem Kennzeichen RQ-V und dem Übernamen „Touchy Tess“ musste nach einem Einsatz über München in Müswangen eine Bruchlandung ausführen und ist in der Schweiz verschrottet worden. 2nd Lt Charles R. Abplanalp war ein junger Pilot mit Schweizer Abstammung. Der Bordmechaniker Sgt Clinton O. Norby erinnert sich an die Mission: Wir flogen alle unseren zweiten Einsatz, nur Stanley H. Ziegler wurde von Sgt Paul Livingstone ersetzt. Als wir über dem Ziel die Bomben abwerfen wollten, zeigte die Bombenschachtanzeige, dass die Schachttüren offen seien. In Wirklichkeit waren sie jedoch zu. Um die Tore zu öffnen, musste ich mich mit meinem Oberkörper in den Bombenschacht hängen. Als die Tore etwa einen Drittel offen waren, gab es eine Explosion und der Bombenschacht füllte sich mit schwarzem Rauch. Das Nächste was ich spürte, war der Navigator 2nd Lt George F. Brown, der meinen Fuss festhielt damit ich mich aufs Flugdeck zurückziehen konnte. Als ich wieder oben war, stand Brown zwischen dem Piloten und dem Copiloten und aus seiner schwer verletzten Stirn rann Blut. Die grössten Beschädigungen waren auf der linken Flugzeugseite und auch die Cockpitscheiben waren zerschossen. Die Steuersäule des Piloten war ebenfalls defekt sodass der Copilot 2nd Lt Harold V. Gividen den Flug übernehmen musste. Als wir aus der Formation ausscherten, wollte der Funker Sgt Paul Livingston Begleitschutz anfordern, doch die Funkanlage war ebenfalls ausser Betrieb.
Die Notlandestelle nordöstlich von Hitzkirch.
Motor Nummer 2 und Nummer 3 waren ausser Betrieb und in Segelstellung gebracht und Motoren Nummer 1 und Nummer 4 verloren Öl. Zwei der vier Sauerstoffsysteme waren defekt sodass die verbleibenden zwei Systeme dem Piloten und dem Copiloten zur Verfügung standen. Unter den übrigen Besatzungsmitgliedern wurden Sauerstofflaschen herumgereicht. Das Flugzeug war nur schwer unter Kontrolle zu halten und wir verloren stetig an Höhe. Da auch beide Kompass-Systeme ausgefallen waren, konnte der Copilot nur nach Gefühl in Richtung Südwest fliegen. An der Nase waren Teile der Plexiglasverkleidung weggeschossen und in der linken Seite waren mehrere grosse Löcher. Sgt Ernest C. Ogden war am linken Arm verwundet und seine Sauerstoffmaske war defekt, zudem trug er keine Handschuhe mehr und fror deshalb jämmerlich. Als ich ins Cockpit zurückkehrte, fragte mich der Pilot nach den Bomben. Ich konnte sehen, dass der Bombenschacht nur ein Drittel offen war und sich noch alle Bomben im Flugzeug befanden. Als ich die Schachttüren mit der Kurbel öffnen wollte, gingen die Tore automatisch auf und die Kurbel wurde mir aus den Händen geschlagen. Der Pilot betätigte den Bombenschalter aber darauf wurden nur die Bomben der rechten Seite ausgelöst. Also musste ich mit dem Kugelturmschützen Sgt John G. Genetti in den Bombenschacht klettern und die Bomben von Hand ausklinken. Dabei mussten wir uns gegenseitig festhalten, dass keiner aus dem Flugzeug fiel. Nachdem wir alles überstanden hatten, kam über den Bordlautsprecher die Meldung von gegnerischen Jägern auf 3 Uhr. Als diese näher kamen, wunderte ich mich, dass sie nicht auf uns schossen. Dann sah ich das weisse Kreuz auf dem roten Quadrat und ich vermutete, dass wir jetzt in der Schweiz waren.
Viel blieb von der „Touchy Tess“ nicht mehr ganz.
Ich wusste, dass wir nicht normal landen konnten und rechnete mit einer schweren Bruchlandung. Ich schaute aus dem Fenster hinter dem Copiloten und war überrascht, dass die Baumwipfel bereits über die Flügel flogen – also wie wenn sie von einem Messer abgeschnitten würden. Dann sah ich, dass wir ab Motorenhöhe keine Nase mehr hatten. Das Einzige was ich noch hörte war das Abknicken der Bäume und es dauerte eine Ewigkeit, bis wir zum Stehen kamen. Zuletzt knallten wir noch gegen einen mächtigen Baum und drehen mit grosser Wucht um ihn herum. Da gibt es etwas woran ich mich immer erinnern werde. Kurz bevor wir den letzten Baum rammten schrie der Pilot: „Tu’s nicht“ und ich fragte mich, was er wohl damit meinte. Als wir zum Stillstand gekommen waren, sah ich links von mir Rauch aufsteigen und ich wusste es bestand Feuergefahr. Wie ich zum Cockpit schaute, waren da nur Wrackteile und ich konnte keine Person sehen. Ein Arm hing schlaff über den Sitz und Blut rann auf den Boden. Der Copilot sagte mir, dass der Pilot tot sei und schrecklich aussehe. Der Copilot, der Navigator, Schütze Ogden und Schütze Berlin wurden sofort ins Spital nach Luzern gebracht. Am 1. März 1945 wurde Charles Abplanalp in Münsingen beigesetzt. Marie Jung-Käppeli war die erste Person, die zum notgelandeten Bomber kam. Maria Jung erinnerte sich: Die Flieger sind langsam aus dem zerschlagenen Bomber herausgekommen und ich habe salutiert. Die Besatzung hat immer wieder auf den Boden gezeigt, offenbar um zu fragen, wo sie sich befinden. Zuerst habe ich „Schweiz“ gesagt, dann „Svizzera“ und erst als ich „Suisse“ sagte, verstanden sie es und hatten grosse Freude. Einige von uns hatten Angst sich dem Bomber zu nähern. Sie befürchteten, es werde noch geschossen oder das Flugzeug könnte explodieren. Danach haben die Amerikaner ihren toten Piloten aus dem Flugzeug geborgen. Er wurde im Schulhaus aufgebahrt. Der damalige Kaplan Küttel konnte Englisch sprechen und er verständigte sich mit den Fliegern. Einer der vier Motoren dieses Bombers ist heute im Fliegermuseum in Dübendorf ausgestellt.
Die Zeichnung von Ludwig Suter zeigt die Notlandung bei Müswangen.
Ereignissdatum | 25.2.1945 |
Ort | Müswangen |
Kanton | LU |
Ereignis | Notlandung |
Nation | Amerika |
Flugzeugart | Bomber |
Flugzeugtyp | B-17 Flying Fortress |
Flugzeugbezeichnung | B-17 G-70-BO |
Flugzeug-Spitzname | Touchy Tess |
Einteilung | 8th Air Force, 351st Bomb Group, 509th Squadron |
Basis | Polebrook (GB) |
Auftrag | Bombardierung |
Einsatzziel | München (DE) |
Rückkehr | in der Schweiz verschrottet |
Werknummer | 43-37854 |
Kennzeichen | RQ-V |
CH Archiv Nr. | A153 |
US MACR Nr. | 12728 |
Besatzung |
Pilot: Charles R. Abplanalp, 2nd Lt, im Kampf gestorben |